Multitasking ist ein Mythos – außer, wenn wir atmen, laufen, reden, denken…
🎬 Einstieg: Wir multitasken ständig – nur anders, als wir glauben
Sag mal, atmest du gerade? Und liest du gleichzeitig diesen Text?
Herzlichen Glückwunsch: Schon multitaskingfähig.
Wir sind Meister:innen im gleichzeitigen Tun. Wir gehen und reden. Wir hören Musik und fahren Auto. Wir kauen, atmen, denken. Unser Körper ist ein Profi darin, mehrere Dinge gleichzeitig ablaufen zu lassen. Der Clou: Diese Dinge sind natürliche Kombis, evolutionär erprobt und perfekt aufeinander abgestimmt.
Aber sobald wir versuchen, Mails zu tippen, während wir jemandem zuhören – bricht das System zusammen.
🧠 Natürliche vs. künstliche Multitasking-Kombis
| ✅ Multitasking, das klappt | ❌ Multitasking, das scheitert | 
|---|---|
| ➡️ Atmen + Denken + Bewegen: Baseline des Lebens. ➡️ Laufen + Reden: Schon in der Steinzeit unverzichtbar. (Jagen UND sich über den besten Weg austauschen.) ➡️ Essen + Gespräche führen: Ohne diese Fähigkeit gäbe es keine Dinnerpartys.  | ➡️ Telefonieren + Mail tippen: Spracheingabe in zwei Kanälen = Chaos. ➡️ Meeting folgen + Slack checken: Kurz gesagt: Du bist nirgends ganz da. ➡️ Auto fahren + Textnachricht tippen: Jeder weiß: gefährlich‼️ Aber viele tun’s trotzdem.  | 
Das Gehirn unterscheidet: Automatisierte Prozesse (Atmen, Gehen, Kauen) laufen im „Hintergrund“. Komplexe, neue, bewusste Aufgaben brauchen den vollen Fokus. Zwei komplexe Aufgaben gleichzeitig? Geht nicht.

🎭 Warum wir trotzdem Multitasking lieben
Es gibt gleich mehrere psychologische Fallen, die uns ins Messer laufen lassen:
➡️ Ego-Schmeichelei:
Multitasking gibt uns das Gefühl, besonders belastbar zu sein. Spoiler: Wir sind’s nicht.
➡️ Busy-Prestige:
Wer viel gleichzeitig macht, wirkt wichtig. „Wow, die ist aber fleißig!“ – selbst wenn die Hälfte Murks ist.
➡️ Dopamin-Kicks:
Jedes neue Signal (Mail, Nachricht, Like) ballert einen Mini-Schuss Dopamin in unser Belohnungssystem. Das fühlt sich nach Fortschritt an – auch wenn’s nur ein Katzenvideo war.
➡️ FOMO (Fear of Missing Out):
Multitasking ist unser Versuch, ja nichts zu verpassen. Ironischerweise verpassen wir dabei das Wesentliche: echten Fokus.
🧠 Multitasking – eine Illusion
Die Neurowissenschaft ist da eindeutig: Echtes Multitasking gibt es nicht.



- Unser Gehirn kann nur eine komplexe Aufgabe gleichzeitig mit voller Aufmerksamkeit bearbeiten.
 - Alles andere ist Task-Switching – ein ständiges Hin- und Herspringen.
 - Jedes Springen kostet Ressourcen: Zeit, Konzentration, Nerven.
 
👉 Bildlich gesprochen: Dein Gehirn ist wie ein Tab-Browser. Klar, du kannst 25 Tabs aufhaben – aber aktiv siehst du immer nur einen. Und je öfter du wechselst, desto langsamer wird dein Rechner.
🧪 Funfact: Warum Gehen + Reden klappt, aber Schreiben + Reden nicht
- Gehen ist ein motorischer, stark automatisierter Prozess. Dein Hirnstamm regelt das.
 - Schreiben hingegen braucht volle Sprach- und Motorik-Kapazität. Deshalb stolpern wir, wenn wir gleichzeitig sprechen und tippen.
 
Das heißt: Unser Gehirn unterscheidet strikt, was kombinierbar ist. Es geht nicht um die Anzahl der Tasks, sondern um die Art.
📉 Der Preis des Springens
Forschungen zeigen:
- Produktivität sinkt um bis zu 40 %, wenn Menschen mehrere Aufgaben gleichzeitig jonglieren.
 - Fehlerquote steigt.
 - Reaktionszeit verlängert sich.
 
Und das Beste: Je mehr wir glauben, „gut“ im Multitasking zu sein, desto schlechter sind wir nachweislich darin. Menschen, die stolz sagen „Ich bin voll der Multitasker“, machen am Ende die meisten Fehler.
Alltagstest: Wo es uns wirklich nervt
Im Job
👨🏻💻
Drei Mails, ein Meeting, ein Projektplan – und am Ende ist nichts richtig fertig.
Privat
🏠
Netflix läuft, aber du scrollst auf dem Handy. Ergebnis: Du kennst weder die Storyline noch deine Timeline.
In Beziehungen
❤️
„Ich hör’ dir zu!“ → tippt gleichzeitig WhatsApp. Spoiler: Konflikte vorprogrammiert.
Monotasking – die unterschätzte Superkraft
Die Lösung klingt banal, ist aber revolutionär: eine Sache nach der anderen.
- Block dir Zeiten für Deep Work.
 - Mach kleine Micro-Pausen, um das Hirn zu resetten.
 - Schalte Push-Nachrichten aus (ja, auch diese).
 - Und vor allem: Trau dich, bewusst langsam zu sein.
 
Denn Monotasking schenkt dir nicht nur bessere Ergebnisse, sondern auch dieses herrlich klare Gefühl im Kopf, das wir längst verloren glaubten.
🧩 Fazit: Multitasking ist selektiv
Wir sind keine Superhelden, aber auch keine Versager. Wir sind Wesen, die unfassbar viel gleichzeitig tun können – wenn es die richtigen Dinge sind.
Der Mythos liegt nicht darin, dass Multitasking unmöglich wäre. Der Mythos liegt darin, dass wir glauben, wir könnten alles mit allem kombinieren.
Können wir nicht. Müssen wir nicht.
Vielleicht ist die wahre Höchstleistung nicht, fünf Dinge gleichzeitig zu tun – sondern die richtige Mischung zu wählen.
